Von Monika Schanz zuerst erschienen in unserer Verbands-Zeitschrift Tarot Heute Ausgabe 65 Januar 2020 www.tarotverband.de/tarot-verband/tarot-heute-die-zeitschrift

Bei der Beschäftigung mit dem Thema fällt mir die Nörgelei meiner Mutter ein: „Du kannst so schön Ordnung machen, aber keine Ordnung halten.“ Später gab ich mir selbst die Antwort, mit schlechtem Gewissen und ihrer Stimme noch im Ohr: „Es ist aber auch positiv, wenn ich weiß, wo ich suchen muss. Ich habe doch nicht wirklich Unordnung geschaffen!“

Was ist eigentlich Unordnung? Jeder hat doch seine eigene Vorstellung von Ordnung. Wenn jeder seine persönliche Ordnung als „Non plus Ultra“ einstuft, dann enden wir wirklich im Chaos, in der Anarchie. Deshalb hat man vor undenklichen Zeiten das Patriarchat erschaffen und als obersten Gesetzgeber den Herrscher/Kaiser/König/Herzog eingesetzt. Im Mittelalter hatte der Lehnsherr die absolute Macht über seine „Leibeigenen“. In neuerer Zeit sind Parlamente und Gerichtshöfe für Recht und Ordnung zuständig.

Da ich den Artikel um den 11.11. herum schreibe, fällt mir der Kölner Karneval zu dem Thema ein. Während der tollen Tage hat das Dreigestirn Prinz, Bauer und Jungfrau die Macht über das Narrenvolk. Alle drei Figuren werden von Männern verkörpert, also auch die Jungfrau. Bei meinen Recherchen fand ich heraus, dass am Anfang, im 19. Jahrhundert, der Karneval (wie auch alles andere außer Kinderkriegen) reine Männersache war. Die Emanzipation der Frau lag in weiter Ferne.

Analysieren wir das Wort Ordnung anhand seiner Synonyme, finden wir Struktur, Sortierung, Aufräumen, Rangordnung, Zucht und Ordnung, Disziplin, Gesetz und Ordnung, Regularien, autorisierte Befehle etwa beim Militär. Typische Redewendungen sind zum Beispiel: „Der guten Ordnung halber“ oder „Wer Ordnung hält, ist nur zu faul zum Suchen“. Am besten gefällt mir aber diese chinesische Weisheit: „Wer die Welt in Ordnung bringen will, gehe erst durchs eigene Haus“.

Der Patriarch/die Regierung hat also die Macht. In einer Diktatur ist die eine sehr unangenehme, restriktive Macht, in einer Demokratie hingegen kann das Volk seine Vertreter wählen. Hat man einmal gewählt, meinen Viele, sie könnten jetzt Hände und Füße stillhalten und die Volksvertreter machen lassen: „Ich bezahle Umweltsteuer und kann dafür lustig meinen Dreck in die Welt pusten. Ich bitte den Herrscher, dass er Bäume fällt, damit ich kein Laub fegen muss. Ja, und wozu brauchen wir Bienen, wenn die Chemieindustrie Arbeitsplätze bereitstellt?“ Es reicht aber nicht, lauthals zu protestieren und nach Recht und Ordnung zu rufen. Nein, ich selbst muss aktiv werden, will ich meine persönliche Ordnung auch aufrechterhalten.

Mir als Jungfraugeborene wird nachgesagt, dass mein Geburtszeichen ein sehr ordentliches sei. Ich liebe die Ordnung tatsächlich, aber ich mache erst mal eine kräftige Unordnung, denn nachher ist es dann so schön sauber und aufgeräumt. Ich werde auch schon mal von meinem Mann gefragt „Wo ist mein …?“. Wenn er etwas sucht, meistens den Schlüssel oder Geldbeutel, weiß ich bestimmt, wo es liegt. Ich verfüge also über einen guten Ordnungssinn, auch wenn „Chaos“ herrscht. Ich bin Herrscherin über meine Sinne, wenn ich erfolgreich suche und finde. Nun ist die Herrscherin aber eine ganz andere Karte, über die wollte ich doch gar nicht schreiben! Dieser Gedankenblitz sagt mir jedoch, dass die Herrscherin vom Herrscher in einem ordentlichen Leben nicht ausgegrenzt werden kann und will.

Die Tarotkarte IV Der Herrscher präsentiert Strenge, männliche Kraft, Struktur, Autorität, Führung. Als ich jung war, haben mich die „Hohen Herren“ wie der Herr Doktor oder der Herr Bürgermeister sehr beein-druckt. Je älter ich wurde und hinter die Kulissen schaute, bröckelte diese Bewunderung, und ich wurde enttäuscht. Es wird publiziert, dass die Emanzipation der Frau große Fortschritte gemacht hat in unserer Zeit. Weit gefehlt! Lese ich doch in der „Zeit“ den folgenden Artikel in der Rubrik „Wirtschaft“: Es wird die neue SAP Chefin Jennifer Morgan vorgestellt. Erstmals steht mit ihr eine Frau an der Spitze eines Dax-Konzerns. Bei dreißig anderen Spitzenkonzernen in Deutschland sind es Herren, die die Chefpositionen einnehmen. Nun, das scheint immerhin ein kleiner Fortschritt zu sein, um die patriarchale Ordnung durch Emanzipation zu „stören“. Eine Ordnung, die so weit geht, dass im Kölner Karneval heute immer noch die Jungfrau von einem Mann dargestellt wird.

Komme ich zurück zur Tarotkarte IV Der Herrscher, so merke ich immer mehr, dass die vorherige Karte III Die Herrscherin unerlässlich ist für ein solides Gedeihen der Ordnung auf dieser Welt. Die Herrscherin steht für Leidenschaft, Gefühle und Mutterschaft, der Herrscher für Verstand, Kontrolle und Vaterschaft. Doch sind in meinem persönlichen Ordnungsdenken alle Talente bis auf Mutterschaft und Vaterschaft nicht auf Mann oder Frau festgelegt. Es kann eine Frau eine Managerposition einnehmen und ihr Ehemann bleibt zuhause, versorgt die Kinder und schafft ein schönes Umfeld. Genauso kann eine emanzipierte Frau glücklich für Haushalt und Kinder sorgen, während der Mann für den Unterhalt auf die „Jagd“ geht. Die Karte IV Der Herrscher ist für alle Geschlechter, Hautfarben und Orientierungen gültig. Begegnung auf Augenhöhe - meine persönliche Ordnung.

Monika Schanz www.astrologieweb.de

Tarotkarte www.koenigsfurt-urania.com