Am 21. Dezember 2018 ist Wintersonnenwende. Die längste und dunkelste Nacht des Jahres bricht an. Früher glaubten die Menschen, ein Wolf versuche die Sonne zu verschlingen.
Darum nannten sie diese Tage um Weihnachten die Tage des Wolfsmondes. Während sich die
Bewohner der Südhalbkugel auf den Sommer freuen können, beginnt bei uns mit dem kürzesten Tag des Jahres der Winter. Die Natur schweigt, die Temperaturen sind frostig und die Dunkelheit frisst sich morgens und abends in den Tag hinein. Der Tiefpunkt des Jahres ist erreicht. Die Erde dreht sich auf der Nordhalbkugel nun langsam wieder der Sonne zu. Von nun an verstärkt sich das Licht stetig. Mit jedem Tag geht die Sonne ein wenig früher auf und ein wenig später unter. Bis wir davon wirklich etwas merken, vergehen allerdings noch einige Wochen. Bis Heiligabend hat sich das Tageslicht nur einige Sekunden zurück erobert. Die Dunkelheit ist noch nicht vorbei, aber sie hat den Kampf bereits verloren. In kleinen Schritten geht es voran. Erst Mitte Januar nehmen wir allmählich wahr, dass die Sonne wieder höher am Himmel steht.
Die längste Nacht des Jahres trägt auch den Namen Mutternacht, denn in dieser Nacht wird das Sonnenkind wieder geboren. Die Dunkelheit ist gebannt. Der Tod in der Natur ist überwunden und neues Leben kann sich regen. An manchen Orten wird traditionell ein Sonnwendfeuer entzündet. Die Germanen feierten mit dem Julfest die Geburt der Sonne und das Wiedererwachen des Lebens. Es ist der Vorläufer des Weihnachtsfests. Die Christen machten aus dem Geburtstag der Sonne den Geburtstag des Christuskinds, der mit brennenden Kerzen und Lichterketten gefeiert wird. In skandinavischen Ländern gibt es heute noch Hinweise auf die germanischen Wurzeln des Weihnachtsfests. In Norwegen heißt Weihnachten „Jul".
In der Nacht der Wintersonnenwende, auch des Mittwinters genannt, lassen wir das Alte gehen und bereitet uns auf das Kommende vor. Gegen Mitternacht können Kerzen entzündet werden. Wer Lust hat, kann für jeden der kommenden Monate eine Kerze entzünden. Wir lassen das Jahr Revue passieren. Dabei bedanken wir uns und geben Belastendes frei. Gerade diese Nacht ist geeignet, sich von alten Dingen zu trennen. Aktenordner können von nicht mehr benötigten Schriftstücken entrümpelt werden. Schubladen und Schränke sind zu durchforsten nach Notizen, die der Vergangenheit angehören und zu entsorgen sind. Wer ein Ritual daraus machen möchte, kann Aufzeichnungen aus der Vergangenheit ins Feuer werfen. Für Orakel und Weissagungen ist diese Nacht bestens geeignet. Manche wollen schon einmal einen Blick ins Neue Jahr wagen. Sie ziehen in dieser Nacht bereits ihre Jahreskarte und sehen sich ihr Jahresthema an.
Nach der Wintersonnenwende folgen die 12 Raunächte. Die Zeit der Wilden Jagd, der Nächte Odins und seiner Frau Frigg beginnen. Diese Tage werden als die Zeit außerhalb der Zeit bezeichnet. Eine Verzögerung bevor der Energiefluss sich wieder ändert und in Richtung Wachstum, Sonne und Geburt des Neuen fließt. Die Julnacht soll uns Hoffnung und Kraft spenden. Denn noch liegen die frostigsten Tage vor uns. Aber das Licht siegt über die Dunkelheit und der Kreislauf des Jahres beginnt immer wieder von vorne.
Die Karte „The Sun" aus dem Druid Craft Tarot von Will Worthington.
Ursula Dimper