Im Interview mit Kirsten Buchholzer

Der freischaffende Künstler Mark Sieczkarek arbeitet derzeit an einer Trilogie über die Trümpfe des Tarot. Der Narr und der Turm sind bereits erschienen.

Lieber Mark, ich lese, dass Sie ein „buddhistischer Schotte“ sind. Wie sind Sie in Deutschland gelandet?

Ich wurde 1962 in Inverness, Scotland, geboren und in der Royal Ballet School in Covent Garden, London, ausgebildet. Nach vier Jahren Engagement in den Niederlanden kam ich zum Pina Bausch-Tanztheater in Wuppertal. Das war von den späten 80-ern bis zu den frühen 90-ern. Seither arbeite ich als freischaffender Choreograph und Tänzer. Ich lebe zwar in Deutschland, bin aber  als Lehrer, Choreograph und Tänzer durch die ganze Welt gereist – Europa, Afrika, Asien, Süd- und Zentralamerika. Durch meine Reisen bin ich vielen Menschen begegnet und konnte unterschiedliche Kulturen und zuweilen religiöse/spirituelle Ansichten und Praktiken kennenlernen.

Tanz war immer ein Teil meines Lebens und genauso auch die Spiritualität. Aber eine tatsächliche tägliche Praxis begann für mich 1990, als ich mit der TM-Meditation begann. Nach 15 Jahren Transzendentaler Meditation trat ich einer buddhistischen Gruppe bei, habe mich aber seit einigen Jahren von der Religion entfernt und bevorzuge es, einfach zu meditieren. Derzeit mache ich eine tägliche Atemmeditation und genieße den Kontakt mit der Natur als einen spirituellen Weg.

Ich nehme an, dass Sie einige Tarot-Erfahrungen haben. Mich würde besonders interessieren, welche Ver­bindungen es zwischen Buddhismus und Tarot aus Ihrer Sicht gibt?

Ich weiß nicht, ob ich das beantworten kann. Aber ich würde sagen, es gibt Ähnlichkeiten, da uns beide ermöglichen, einen Weg heim zu finden. Zurück zu unserem Wahren Selbst. Und dazu, etwas mehr über unser Leben und Orte in der Welt zu verstehen. Aber ich sehe auch direkte Verbindungen zwischen den Karten und Heiligen: beispielsweise zwischen dem Turm und Shiva. Es gibt mir das Gefühl, als sei alles miteinander verbunden.

Wie sind Sie auf die Idee gekommen, ein Stück über Tarot zu machen?

Mein erster richtiger Kontakt mit Tarot kam durch einen Freund, Christian Falk, hier in Wuppertal zu Stande. Christian arbeitet mit Aura-Soma und ist Reikimeister. Er ist auch Tarot-Experte und führte mich vor einigen Jahren in die wundervolle Welt des Tarot ein. Es war seine Idee, den Narren und den Turm zu Themen einer Performance zu machen. Der Narr erschien bei einer Aura-Soma-Session als meine persönliche Karte. Ich hatte meine Bedenken mit dem Turm als Thema, da dies eine sehr machtvolle Karte ist. Aber am Ende wurde es sehr gut. Das Konzept ist sehr offen. Wenn ich mit einer Idee für ein Stück beginne, ist es nur eine rohe Richtlinie. Ich habe nicht versucht, das Thema anschaulich zu machen sondern ihm meine persönliche Interpretation zu geben.

Und was wird die dritte Karte der Trilogie sein?

Ich habe mich noch nicht entschieden.

Mit welcher Musik arbeiten Sie?

Die Musik entscheidet sich normalerweise bei den Proben. Verschiedene Stilrichtungen, abhängig von der Atmosphäre, die ich suche. Beim Turm habe ich elektronische Musik ausgewählt, um die Verwendung von Plastik in den Kostümen, Requisiten und Kulissen zu unterstreichen. Der einstürzende Turm könnte die Plastikwelt sein, die langsam überhandnimmt und die Natur zerstört.

Warum sollte sich ein Tarot-Experte Ihr Stück ansehen?

Es könnte für sie interessant sein, zu sehen, wie Künstler die Karten darstellen. Aber die Aufführung lässt Spielraum für Interpretation. Jeder Betrachter kann etwas von seiner persönlichen Geschichte darin finden, abhängig vom eigenen Kenntnisstand über die Karten oder von der Lebenserfahrung. Das Stück kann wie ein Spiegel funktionieren, so wie die Karten.

Welches ist Ihre Lieblingstarotkarte und Ihr Lieblingsdeck?

Ich bin mir nicht sicher, welches meine Lieblingskarte ist. Vielleicht der Narr. Ich mag die verschiedenen künstlerischen Darstellungen, abhängig von den unterschiedlichen Decks. Normalerweise ziehe ich jeden Tag eine Karte vor oder nach der Meditation.

Mein Lieblingsdeck ist das Wildwood Tarot. Sehr schön, und für mich als Naturliebhaber macht es viel Sinn.

Wo kann ich den Turm jetzt sehen?

Derzeit arbeite ich mit Laientänzern, die ich hier in Wuppertal unterrichte. Die Gruppe besteht aus vierzig Menschen zwischen 18 und 76 Jahren. Es ist eine Art meditativer Tanz. Sehr schön, verschiedene Generationen zusammen arbeiten zu sehen. Wir führen den Turm erst wieder nächstes Jahr auf. Alle Daten veröffentlich ich auf meiner Homepage:

www.mark-sieczkarek-company.de

Lieber Mark, herzlichen Dank für dieses Interview.

Einen Trailer des Programms findet Ihr hier:  

Foto: The Tower 2015 - Foto Jens Grossmann 13 Image 13 of 17