Erlebnisse einer Tarotistin auf dem One Spirit Festival am 16. Mai 2015 in Freudenstadt
Am letzten Samstagmorgen fuhr ich ganz entspannt durch einen sonnigen Schwarzwald die paar Kilometer nach Freudenstadt. Ich hatte mich zur Teilnahme an dem „One Spirit Festival“ angemeldet. Zusammen mit Ragna Axen und anderen Kollegen wollte ich Tarotberatungen anbieten und natürlich auch für den Tarot e.V. Werbung machen. Neugierig, was der Tag so bringen könnte, zog jeder eine Tageskarte aus dem Crowley Tarot. Ups, ich zog die 9 Schwerter. So was, mir war gar nicht so zumute. Ich war gut drauf und konnte mit dieser Karte nun wirklich nichts anfangen. Gerade weil ich mich innerlich so ausgeglichen fühlte, sagte ich mir, wart’s einfach ab, wie die Karte dir heute begegnet!
Der Kurpark in Freudenstadt, auf der sonnigen Morgenseite des Kurhauses, lud ein zu Meditationen. Ich schnappte mir das Tablett mit den Tarotkarten, ging hinaus in den Park, setzte mich eine Weile in die Morgensonne und genoss die wärmenden Strahlen. Die Menschen um mich herum meditierten zum Teil, einige tranken eine Tasse Kaffee und unterhielten sich. Die Meditierenden störte ich natürlich nicht, aber die Kaffeetrinker fragte ich, ob sie Lust auf eine Tageskarte hätten, und bis auf zwei hatten alle Lust dazu. Eine kurze Interpretation der Tageskarte wurde von mir mitgegeben. Was mir auffiel und besonders gefiel, waren die Gesichtszüge, die sich dabei glätteten und entspannten. Diese unverhoffte kleine Zuwendung verwandelte sich in dankbares Lächeln.
Wieder zurück am Beratungstisch, wartete ich auf Kundschaft. Da aber gerade interessante Workshops und Vorträge abgehalten wurden, waren die Menschen erstmal versorgt. Es war ruhig, und wir Kollegen unterhielten uns über unsere Arbeitsweisen. Wir hatten jeder das eigene Arbeitsdeck dabei, und so waren verschiedene Kartendecks im Angebot: Rider Waite, Crowley, Liebeskarten und ich mit dem Druid Craft Tarot.
Meine persönliche Note ist es, mich mit „offenen Karten“ zu präsentieren. Ich legte also das Deck mit den Bildern nach oben vor mich auf den Tisch. So konnte ich feststellen, dass sich spontan für die Seite des Tisches mit den offenen Karten entschieden wurde, wenn jemand die Wahl hatte und der andere Platz auch noch frei war. Von zwei Klienten wurde mir hinter vorgehaltener Hand zugeflüstert: „Ich dachte, mit den Crowley Karten sollte man nicht legen, die sind doch böse.“ Dieses Vorurteil konnte ich zum Glück entkräften.
Zu mir kamen an diesem Tag Frauen mit Fragen zur Beratung, die es wirklich in sich hatten. Eine von ihnen kämpfte mit großen Schuldgefühlen wegen eines Ereignisses, für das sie wirklich nicht verantwortlich sein konnte. Mit einer speziell auf sie zugeschnittenen Legung konnte ich ihr zu einem Aha-Seufzer verhelfen, der ihr hoffentlich die Erlaubnis gab, die schlechten Gefühle abzulegen.
Da auch die Kollegen beraten wollten, wechselten wir ab, und ich ging wieder mit dem Tablett und den Tageskarten unter die Leute. Es war auch dieses Mal frappierend, wie sich die Gesichter verwandelten, wenn sie sich ansprechen und zu einem Gespräch animieren ließen. Interessanterweise kamen immer wieder bei verschiedenen Personen dieselben Karten, obwohl sie gut gemischt worden waren: Der Gehängte, der Wagen, der Turm, die Sonne, der Stern.
Der Tag verging wie im Fluge, und kurz vor Schluss hatte ich Lust, nochmal eine Karte zu ziehen. Während ich die Karte wählte, kam mir die Erkenntnis, was die 9 Schwerter am Morgen für eine Bedeutung hatten. Die Klienten, die zu mir kamen, hatten alle mit Schmerz und dunkler Nacht in der Seele zu tun. Die 9 Stäbe, die ich nun in die Hand bekam, waren eine Herausforderung, Heilung zuzulassen. Wahrscheinlich habe ich nicht die letzten Zweifel bei den Beratungen wegwischen können, vielleicht konnte ich ja als Mittlerin helfen, eine Leitung für die Heilenergie anzuzapfen.
Auf der Nachhausefahrt hat sich die Quintessenz des Tages für mich herauskristallisiert! Ich bin dankbar und froh, mit den Tarotkarten eine klares, ehrliches Instrument zu haben, mit dem man den Dingen auf den Grund gehen kann, ohne Geheimniskrämerei oder Machtspielchen. Ein weiteres Mal hat sich bewahrheitet: Es kommen immer die richtigen Karten für die Situation, in der man sich gerade befindet.