Unser Mitglied Doro Stiller hat den für uns interessanten Text in Mary K. Greer's Blog entdeckt. Mary K. Greer spricht über Texte aus dem Buch von Stephen Hawking „Das Universum in der Nussschale" entdeckt. Hier im Zitat:

 

Stephen Hawking über Prophezeiung und Astrologie

Posted: 15 Mar 2015 10:00 AM PDT

“Nehmen Sie sich vor Wurmlöchern in acht: Sie können nie wissen, was aus ihnen herauskommt.“ Stephen Hawking

 

 

Was die meisten Leute zuerst über Tarot wissen möchten ist, wie es funktioniert. Die meisten erfahrenen Kartenleger werden zugeben, dass sie keinen Schimmer haben, aber einige Möglichkeiten in Betracht ziehen, unter anderem diese:

 

Carl Jungs Theorie der Synchronizität (keine Theorie im eigentlichen Sinne, sondern eher der Glaube an bedeutungsvolle Zufälle)

Quantenphysik

Psychologische Projektion (wie eine Art Rorschach-Test)

Kontakt mit einer spirituellen Wesenheit, dem Höheren Selbst, dem Kollektiven Unbewussten oder einer Übernatürlichen Kraft

Magie (als bisher unbekanntes wissenschaftliches Prinzip)

Beeinflussung der Lage der Karten durch das Unterbewusstsein

Selbsterfüllende Prophezeiungen

Techniken aus der Trickkiste eines Mentalisten in Kombination mit dem Barnum-Effekt (=Täuschung durch persönliche Validierung)

Ich war fasziniert, als ich entdeckte, dass der Physiker Stephen Hawking in „Das Universum in der Nussschale“ (wenn es im Prinzip auch ein Neuaufguss seiner früheren Werke ist) sich mit genau dieser Frage beschäftigt. Unter dem Kapitel „Die Zukunft vorhersagen“, vergleicht er Astrologie mit seinem Verständnis davon, wie das Universum funktioniert. Ich dachte, wir würden dabei ebenfalls erfahren, was die moderne Wissenschaft darüber zu sagen hat, ob man mit Tarot die Zukunft voraussehen kann. [Ich überlasse es den Leserinnen und Lesern, die wissenschaftlichen Konzepte, die in fetter Kursivschrift gedruckt sind, weiter zu erforschen.]

 

Hawking beginnt mit der provokativen Aussage,

 

„Seit jeher hegt die Menschheit den Wunsch, die Zukunft ihrer Kontrolle zu unterwerfen oder zumindest vorherzusagen. Deshalb ist die Astrologie so beliebt. [ … ] Für einige der in diesem Buch beschriebenen Theorien gibt es nicht mehr experimentelle Anhaltspunkte als für die Astrologie, aber wir nehmen sie ernst, weil sie mit Theorien konsistent sind, die sich in experimentellen Tests behauptet haben.“

 

Hawking erläutert, wie Laplaces physikalischer Determinismus(http://de.wikipedia.org/wiki/Determinismus#Physikalischer_Determinismus )die These aufstellte, dass man den Zustand des Universums zu jedem denkbaren Zeitpunkt in der Vergangenheit oder der Zukunft voraussagen könne, wenn man nur über genug Information verfüge.

 

Grundsätzlich ist die Zukunft vorhersehbar. Jedoch kann selbst die winzigste Störung eine bedeutende Veränderung an anderer Stelle nach sich ziehen. Auch wenn der Flügelschlag eines Schmetterlings zur Folge haben könnte, dass es in New York regnet, ist diese Verkettung von Ereignissen nicht reproduzierbar. „Wenn der Schmetterling das nächste Mal mit seinen Flügeln schlägt, wird sich eine Reihe von Faktoren verändert haben, die das Wetter ebenfalls beeinflussen.“ Wenn eine Tarotkarte zu einem bestimmten Zeitpunkt ein spezifisches Ereignis vorhersagen kann,  können wir dann darauf zählen, dass sich diese Voraussage zu einem anderen Zeitpunkt wiederholen lässt und ebenso zutreffend ist?

 

Determinismus wird außerdem mit der Heisenbergschen Unschärferelation(http://de.wikipedia.org/wiki/Heisenbergsche_Unsch%C3%A4rferelation )vermischt: es ist uns nicht möglich, gleichzeitig die Position und die Geschwindigkeit eines Partikels zu erfassen. Wenn wir ungenaue Daten eingeben, bekommen wir ungenaue Daten heraus. Dieses Rätsel führte zur Quantenmechanik(http://de.wikipedia.org/wiki/Quantenmechanik), welche die Wellenfunktion(http://de.wikipedia.org/wiki/Wellenfunktion) untersucht, um die Wahrscheinlichkeit(http://de.wikipedia.org/wiki/Wahrscheinlichkeit )zu bestimmen, mit der ein Partikel innerhalb eines bestimmten Kontinuums eine spezielle Position und Geschwindigkeit hat. Allgemein gesprochen bedeutet eine kleine Unschärfe in der Position eine große Unschärfe in der Bestimmung der Geschwindigkeit bedingt und umgekehrt. Hawking fasst dies zusammen:

 

 „Wohldefiniert ist ausschließlich die Wellenfunktion. Wir können noch nicht einmal annehmen, dass das Teilchen zu jedem Zeitpunkt eine ganz bestimmte Position und Geschwindigkeit besitzt, die nur uns verborgen, Gott hingegen bekannt sind. Eine solche Theorie der „verborgenen Variablen“ sagt Ergebnisse vorher, die nicht mit den Beobachtungen übereinstimmen. Sogar Gott ist an die Unschärferelation gebunden und kann nicht gleichzeitig Position und Geschwindigkeit eines Teilchens kennen. Nur die Wellenfunktion kann bekannt sein.“

 

Die Wellenfunktion gibt uns eine Art Semi-Determinismus, mit welchem wir entweder die Position oder die Geschwindigkeit zu jedem gegebenen Zeitraum vorhersagen können. Aber es scheint, dass die Spezielle Relativitätstheorie(http://de.wikipedia.org/wiki/Spezielle_Relativit%C3%A4tstheorie) die Vorstellung von Zeit als Absolutum ausgeschaltet hat. Es stellt sich heraus, dass Zeit nur eine Richtung in einem vierdimensionalen Kontinuum darstellt, dem Raum-Zeit-Kontinuum. Verschiedene Beobachter, die sich mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten durch den Raum bewegen, haben ihre eigene Wahrnehmung der Zeit (oh, nein!), indem die Zeitintervalle zwischen Ereignissen sich unterscheiden. Es gibt eine Gleichung (von Schrödinger), dass Raumzeit(http://de.wikipedia.org/wiki/Raumzeit) in der flachen (zweidimensionalen) Raumzeit der Speziellen Relativität eine deterministische Entwicklung der Wellenfunktion erhalten kann, jedoch nicht in der nicht-linearen (vierdimensionalen) Raumzeit der Allgemeinen Relativitätstheorie (= Krümmung der Raumzeit), wobei ein Wurmloch(http://de.wikipedia.org/wiki/Wurmloch) Staupunkte erzeugen kann. Hawking: „Nehmen Sie sich vor Wurmlöchern in acht: Sie können nie wissen, was aus ihnen herauskommt“.

 

Dann folgen einige Seiten über Schwarze Löcher(http://de.wikipedia.org/wiki/Schwarzes_Loch), Quasare (http://de.wikipedia.org/wiki/Quasar)und Raum- Zeit-Singularitäten (Hilfe!) (http://de.wikipedia.org/wiki/Singularit%C3%A4t_%28Astronomie%29), die alle zu der Tatsache führen, dass wir den Teil der Wellenfunktion, die sich in einem Schwarzen Loch befindet, nicht bestimmen können – potenziell eine sehr große Menge Information! Irgendwann wird das Schwarze Loch Masse verlieren, bis herunter auf null, vollständig verschwinden, und diese versteckte Information verschwindet mit ihm. Hawking erklärt:

 

„Im Allgemeinen sind Menschen wie Astrologen und ihre Klientel mehr an einer Vorhersage der Zukunft interessiert als an einer Rekonstruktion der Vergangenheit. Auf den ersten Blick scheint es, als hindere uns der Verlust eines Teils der Wellenfunktion in den Tiefen des Schwarzen Lochs nicht daran, die Wellenfunktion außerhalb des Schwarzen Lochs vorherzusagen. Doch das Gegenteil ist der Fall: Dieser Verlust schränkt unsere Vorhersagemöglichkeiten extrem ein.“

 

Ohne dieses versteckte Wissen ist es unmöglich, den Spin oder die Wellenfunktion eines Teilchens (von einem angenommenen Partikelpaar), das dem Schwarzen Loch entkommt, vorherzusagen – was unsere Fähigkeit, die Zukunft vorherzusagen weiter einschränkt. Gibt es also keine Hoffnung?

 

„[… doch wenn ein Teilchen in das Schwarze Loch fällt, ist keine zuverlässige Vorhersage über das verbleibende Teilchen möglich. Folglich gibt es keine Messung außerhalb des schwarzen Lochs, die sich mit Bestimmtheit vorhersagen lässt: Unsere Fähigkeit, eindeutige Vorhersagen zu machen, ist auf null reduziert. Also ist die Astrologie vielleicht gar nicht so viel schlechter geeignet, die Zukunft zu vorhersagen, als die Naturgesetze.“

 

 AUSSER… das Schwarze Loch besteht aus P-Branen(http://de.wikipedia.org/wiki/Branenkosmologie ), die sich durch zehn Dimensionen bewegen (drei Dimensionen des Raums und sieben zusätzliche, unbekannte) die als Flächen (sheets) in der zweidimensionalen Raumzeit der Speziellen Relativität (s.o.) betrachtet werden. In diesem Fall, bewegt sich die Zeit fließend, so dass die Information in den Wellen nicht verlorengeht! (Bitte verzeihen Sie, wenn ich an diesem Punkt etwas verwirrt klinge.)

 

Nur ungern sage ich, dass Hawking selbst nun fragt:

 

„Geht ein Teil der Wellenfunktion in den Tiefen Schwarzer Löcher verloren, oder kommt alle Information wieder heraus, wie das p-Branen-Modell nahelegt? Dies ist heute eine der wichtigsten Fragen der theoretischen Physik“

 

Auch Stephen Hawking ist sich nicht sicher, ob die Welt „sicher und vorhersehbar“ ist oder nicht. Wie können wir anderen uns dann sicher sein, dass unsere Spatzenhirne all das durchschauen können? [Mary Greer spielt hier mit dem Gleichklang von „p-brane“ (P-Brane) und „pea-brain“ (Spatzenhirn) im Englischen.] Ich freue mich auf Diskussionen, höfliche Debatten und wissenschaftliche Aktualisierungen oder Erklärungen in den Kommentaren.

 

Ein Gedanke: Wenn die „Wellenfunktion“ alles ist, was wir vorhersagen können, was bedeutet das dann für Tarot? Was ist die Wellenfunktion einer Tarotlegung?

 

 

  • ISBN-10: 3423340894
  • ISBN-13: 978-3423340892
  • dtv Taschenbuch 2004
  • Fotos: Mary K. Greer

 

Filed under: Book/Story/Poetry Reports, Tarot History & Research