Cornucopia is the symbol for Mabon. Photo credit: morano.vincent / Foter / Creative Commons Attribution-ShareAlike 2.0 Generic (CC BY-SA 2.0)

Selten ist es mir so aufgefallen wie dieses Jahr, wie antizyklisch wir modernen Menschen inzwischen leben: während der Hochsommer in bäuerlichen Gesellschaften schwere Arbeit und lange Tage bedeutete – sind heute in den langen Sommerferien viele Menschen im Urlaub, ausgeflogen, nicht erreichbar. Immernoch soll der Sommer der Höhepunkt sein – aber der Höhepunkt des „eigentlichen“ Lebens, dessen, das neben der Arbeit stattfindet …

 

Die Geschäfte blühen indessen nur noch im Sommer, wenn sie mit Tourismus verbunden sind – alle anderen arbeiten nur mit halber Kraft, denn auch die Kunden kaufen ja gerade woanders ein. Im Herbst normalisiert sich dann erst einmal alles wieder – um zu Weihnachten dann sogar in höchst aufgeregten Konsum-Terror und damit die wichtigste Zeit des Jahres für viele Geschäftsleute auszuarten.

 

Dabei ist dieses Weihnachten noch aus einer anderen Zeit zu uns herübergeschwappt – auch wenn es heute als christliches Hochfest vereinnamt ist, ist es doch deshalb der alles überragende Termin des Jahres, weil Zeit ist, die Wiedergeburt des Lichts zu feiern, weil es für das ängstliche Tier im Menschen die Hoffnung nach der langen Dunkelheit symbolisiert.

 

Am heutigen Tag dagegen nehmen wir erst einmal den Abzweig in die Dunkelheit: heute ist Herbst-Tag-und-Nacht-Gleiche, von nun an nimmt die Dunkelheit in unserem Tagesablauf wieder überhand. Dennoch ist der Termin in der Tradition ein Festtag, denn es ist Erntedank. Mutter Erde war hoffentlich freigiebig mit ihren Gaben und die Speicher sind voll, die Menschen können aus dem Vollen schöpfen und langsam wendet sich alles hin zur „staden Zeit“.

 

In der keltischen Tradition wird das Fest auch nach Mabon benannt, in der walisischen Tradition Sohn der Erdmutter. Der Dank an die Gottesmutter/Muttergöttin spiegelt sich aber auch noch in der christlichen Tradition, in der der Frauendreißiger, die Zeit der höchsten Marienanbetung, zwar jetzt endet, aber in Erntedank am ersten Oktober-Sonntag übergeht.

 

So ist jetzt also Zeit, die Gaben des Jahres zu betrachten und für sie Dank zu erstatten, die Fülle und das (milde Herbst-) Licht noch zu genießen, bevor Ruhe und Dunkelheit uns zu noch tieferer Selbstbesinnung hinwenden sollten (die leider heute so oft im besinnungslosen Weihnachts-Wahnsinn untergeht).

 

Und ja, ich denke, wir können dankbar sein: wenn ich auf das letzte Vereinsjahr zurückblicke, war es ein fruchtbares und anregendes. Und ich würde mal sagen: der Tarotverband hat ganz schön Fahrt aufgenommen, da wurde viel Spannendes Neues geschaffen und soll weiter wachsen.

 

Und ich persönlich danke jetzt mal für dieses wunderbare Beet im Gärtchen des Tarotverbands, das ich bestellen darf und für Ihre Aufmerksamkeit, die Sie mir leihen.
Ich hoffe, Sie haben ein schönes Mabon und finden wie ich viel Grund zu danken in Ihrem Erntekorb. Und uns allen wünsche ich einen schönen Jahresausklang und noch ein paar Tage Altweibersommer, um dieses Licht zu genießen, das einen so besonderen Glanz hat, obwohl – oder gerade weil – es sich zurückzieht.