Monika Schanz hat ein Interview mit Will Worthington, dem Schöpfer des Druidcraft Tarot geführt, um den Künstler hinter den Karten ein bisschen besser kennenzulernen. (Übersetzung: Dorothea Stiller) 

Die Frage, welche Karte ihn selbst als Person am besten repräsentiert, fand Will schwer zu beantworten.

„Ich gehe mal davon aus, dass sich das auf das Druidcraft Tarot bezieht und nicht auf alle Decks, die ich illustriert habe. Ich habe mich fast mein ganzes Leben lang mit keltischer Mythologie und keltischer Geschichte beschäftigt, besonders mit dem Druidentum. Insofern war es für mich wie ein Traum, der wahr wird, dass ich die Chance bekam, ein Tarotdeck zu illustrieren, das sich auf eine Epoche und ein Thema bezieht, das mir am Herzen liegt. Aber in erster Linie bin ich Künstler, und es ist meine Kunst, die am besten wiedergibt, wer ich bin. Ich habe nie gefühlt, dass ein bestimmtes Bild mich als Person besonders gut repräsentiert. Ganz simpel betrachtet, sieht zunächst einmal keine der Karten wirklich aus wie ich, und dann – was noch wichtiger ist –  repräsentiert keine der Bedeutungen im Tarot mich als Person, da jede Karte einen Aspekt sämtlichen menschlichen Lebens wiedergibt.

Man könnte sagen, ich bin nur ein Illustrator, der die Ideen eines anderen in visuelle Eindrücke übersetzt, aber für mich ist es mehr als das. Ich betrachte jedes Bild als eins meiner Gemälde, und auch wenn ich an ein Konzept gebunden bin und die gesamte relevante Information in jedes Bild bringen muss, ist für mich der wichtigste Aspekt, dass ich innerhalb dieser Grenzen ein möglichst perfektes Bild erschaffe. Ein gutes Gemälde kann eine tiefgreifende Wirkung auf den Betrachter haben und starke Emotionen hervorrufen, und ich habe das Gefühl, dass das bei einem Großteil der Tarotdecks, die ich gesehen habe, nicht geschieht. Ich nehme an, dass es an mangelndem Talent liegt oder vielleicht auch an einer fehlenden Verbindung zu dem Thema. Deswegen nehme ich nur Aufträge an, die mich wirklich fesseln.

Ich behaupte nicht, dass ich für jede Karte in jedem Deck, das ich produziert habe, großartige Bilder geschaffen habe, denn viele der Konzepte, die ich bekomme, sind für mich schwer umzusetzen. Doch ich habe von überall auf der Welt in den letzten zwanzig Jahren Fanpost erhalten, und das lässt mich doch annehmen, dass es mir gelingt, eine Verbindung zu den Menschen herzustellen, was mich rührt und dankbar macht. In jedem Deck gibt es eine Handvoll Bilder, mit denen ich richtig zufrieden bin und die als Gemälde wirken.

Um aber auf die Frage zurückzukommen: Ich kann mir kein einzelnes Bild vorstellen, das mich als Person repräsentiert.“ 

Waren Sie schon immer Künstler? Oder hat sich das langsam entwickelt?

Ich war immer schon ein Künstler. Ich konnte malen, bevor ich laufen konnte und dadurch bin ich in den 50er-Jahren auf einer Kunsthochschule (art college) gelandet. Ich arbeitete in der Werbung und als Illustrator. Vierzig Jahre lang hatte ich eine tolle Karriere als Illustrator, bis Computer ins Spiel kamen und die Aufträge von Werbeagenturen weniger wurden. Ich fing daraufhin an, für Verlage zu arbeiten und Orakelkarten und Tarotdecks zu illustrieren. Dazu bin ich über meine Verbindung zum Order of Bards Ovates and Druids (OBOD) gekommen, bei dem ich Pendragon war. 

Welche anderen Tarotkarten sind auch aus Ihrer Feder?

Mein erstes Deck war das Druid Animal Oracle, das ich mit Philip Carr-Gomm gestaltete, dem erwählten Oberhaupt des OBOD. Seitdem habe ich das Druidcraft Tarot, das Green Man Tree Oracle mit John Mathews, das Druid Plant Oracle, das Wildwood Tarot, das Camelot Oracle und aktuell das Celtic Lenormand illustriert. 

Wo kann man Ihre Bilder sehen?

Ich habe hin und wieder Ausstellungen innerhalb des Vereinigten Königreichs und einige Original-Gemälde und Drucke in verschiedenen Geschäften in Großbritannien. Außerdem habe ich eine Webseite mit Originalen und Kunstdrucken, die dort zum Verkauf stehen (Will Worthington Art), sowie eine Facebook-Seite. 

Haben Sie eine Vision für die Zukunft des Tarots, die sie uns vom Tarot e.V. gerne mitgeben würden?

Ehrlich gesagt habe ich keine Vision. Ich komme nicht aus der Tarot-Ecke und ich habe nie den Drang verspürt, das Tarot zu verstehen oder zu benutzen. Für mich ist Tarot (und ich habe bisher nur zwei gestaltet) ein Vehikel, um die besten Bilder zu Themen herzustellen, denen ich mich tief verbunden fühle. Aufgrund dieser Verbindung kann ich zu den Bildern Dinge hinzufügen, die die Autoren nicht angefragt oder angedacht hatten, und immer wieder waren die Autoren überrascht, dass ich eine Skizze präsentierte, die das Herz der Kartenbedeutung traf, ohne dass ich selbst über die tatsächliche Bedeutung nachgedacht hätte. Denn ich halte mich an das Konzept, was die Komposition und das Gefühl angeht. Ich kann dies nicht erklären, nehme aber an, dass da unbewusste Prozesse ablaufen. Ich habe keine Vision für das Tarot als Konzept außer der, dass die beiden, die ich illustriert habe, Bestseller werden und dass meine Arbeit auf einem Level anerkannt wird, den ich mir nie ausgemalt habe.

Foto: Tarot Karte "21 Der Weltenbaum" aus dem "Wild Wood Tarot" Illustriert von Will Worthington - Texte Mark Ryan und John Matthews.

Deutsches copyright: Arun Verlag, Uhlstädt - Kirchhasel

http://www.willworthingtonart.co.uk